Nachruf

Jochen Fanghänel

Jochen Fanghänel (1939-2024)

Jochen Fanghänel wurde am 3. April 1939 in Frankenberg/Sachsen geboren und legte 1957 sein Abitur in Frankenberg ab. Sein Vater war als Jurist im Finanzministerium in Dresden tätig und fiel im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seiner akademischen Herkunft wurde ihm in der ehemaligen DDR ein Studium an der Universität zunächst verweigert. Deshalb absolvierte er eine Lehre bei der Deutschen Reichsbahn und wurde zum Stellwerkswärter und Kleinlokführer ausgebildet. Durch einen glücklichen Umstand wurde seine große Begabung erkannt und die Deutsche Reichsbahn delegierte ihn nach kurzer Zeit zum Medizinstudium an die Universität Rostock. Das Studium der Medizin schloss er 1965 ab und erhielt im gleichen Jahr eine Assistentenstelle bei seinem großen Vorbild, Förderer und hochverehrten akademischen Lehrer, Gert-Horst Schumacher. Die Promotion zum Dr. med. erfolgte 1966. Die Facharztprüfung in Anatomie legte er 1969 ab. Parallel erfolgte das Zweitstudium der Zahnheilkunde in Rostock. Im Jahre 1971 wurde Jochen Fanghänel Oberarzt und stellvertretender Institutsdirektor. 1976 habilitierte er sich über Kraniofaziales Wachstum. 1977 folgte er dem Ruf an die Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald und war von 1977 bis 2005 Direktor des Anatomischen Instituts in Greifswald. Weitere Rufe hat Jochen Fanghänel abgelehnt. Forschungsschwerpunkte unter seiner Ägide in Greifswald waren neben dem Kraniofazialen Wachstum und der Teratologie die Funktion von Pankreas und Reproduktionsorganen. Jochen Fanghänel hat 8 Habilitanden und mehr als 200 Doktoranden betreut und ist Autor/Mitautor von über 300 Publikationen sowie zahlreicher Fachbücher. Von 1975 bis 2017 war Jochen Fanghänel Redaktionssekretär, stellvertretender Herausgeber und Herausgeber des Anatomischen Anzeigers/Annals of Anatomy. Jochen Fanghänel ist Ehrenmitglied der Anatomischen Gesellschaften Tschechiens, Bulgariens, Ungarns und Rumäniens und Inhaber der Karl-Lohmann-Medaille. Er verstarb am 1. September 2024 plötzlich und unerwartet im Kreise seiner Familie.

Die Anatomische Gesellschaft hat mit Jochen Fanghänel einen weit über die Grenzen des Faches bekannten, hochgeschätzten und liebenswerten Kollegen verloren und wird ihm stets ehrend gedenken.

Der Schriftführer im Namen des Vorstands der Anatomischen Gesellschaft

magnifiercrossmenuchevron-right